Kurze Kritik des geistigen Eigentums.
vom 23. Dezember 2005, entstanden auf der zugfahrt...
Ob man von Software redet, von Büchern, Filmen oder von Ideen, überall scheinen Urheberrechte im Spiel, überall ist eine finanzkräftige Industrie zu finden, die ihre Rechte verteidigt. Gegen „Raubkopierer“ oder Leute, welche die Ideen, die sie vorfinden, einfach weiterentwickeln wollen.
Doch auf welcher Grundlage handeln sie? Auf einer gesetzlichen. Doch aus welchen Ideen sind diese Gesetz entstanden?
Alles findet seine Wurzel in der Idee, es gebe ein geistiges Eigentum. Eine Form von Eigentum, die eigentlich sehr flüchtig, nicht fassbar ist. In der juristischen Praxis wird etwas geistiges aber fixiert, denn ein Eigentum ist notwendigerweise fixiert, es ist gebunden an eine (juristische) Person.
Woher kommt der Gedanke, dass man einer Idee Besitz, ja, Eigentum erwerben kann? Der Ausgangspunkt ist das geschlossene Individuum, das selbstständig Ideen entwickelt, ja Originalität besitzt. Es kann also Dinge erschaffen, die original sind, die seiner kreativen Leistung bedingen.
Hier genau aber ist der Knackpunkt: Gibt es so etwas wie Originalität? Gibt es ein geschlossenes Individuum? Eigentlich wäre es sinnvoll, der Frage nach der Seinsform des Individuums zuerst nachzugehen, da es anscheinend die Ursache der Originalität ist.
Wenn man daran glaubt, dass es ein geistiges Eigentum gibt, so muss die berechtigte Frage gestellt werden, wie man darauf kommt, dass das Erdachte auch wirklich auf eigener Leistung beruht. Die Antwort würde mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nach lauten, dass man so etwas wie das Erdachte nirgendwo anders sehen würde. In der Tat, bestimmte Dinge scheinen unverwechselbar, zum Beispiel der Computer an dem ich hier grad schreibe. Ist das nicht etwa eine einmalige Idee, eine Maschine, mit der man schreiben, rechnen, inzwischen sogar Musik hören und vieles mehr machen kann?
Aber ab wann ist etwas einzigartig und deshalb mein geistiges Eigentum? Wenn ich meinem Computer mit einem Stift einen roten Punkt verpasse, ist er dann geistig mein Eigentum? Allerhöchstens die Idee, einen roten Punkt zu machen, könnte ich mein Eigentum nennen. Ich habe also nur etwas Bestehendes verändert.
Aber woher kommt mein Einfall, einen roten Punkt zu machen? Ich weiß es nicht. Wenn ich es wüsste, wüsste ich auch die Inspiration, woher ich diese Idee habe. Da ich es aber nicht weiß, hat der kreative Prozess nicht in meinem Bewusstsein stattgefunden – die Idee kam über mich. Kann ich etwas, das über mich kommt, als mein geistiges Eigentum bezeichnen?
Das würde ich bestreiten. Es war also nicht original ich, der die Idee hatte. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit habe ich die Idee aus anderen Dingen kombiniert, die ich kannte. Sowie der Computer auf eine lange, unendliche Geschichte zurückblickt, im Laufe derer er irgendwann einmal einen Namen bekommen hat. Einen Erfinder gibt es trotzdem nicht. Genauso verhält es sich mit Büchern, Filmen und Software, die in letzter Zeit vermehrt unter Urheberrecht debattiert werden. Jedes Buch speist sich aus bereits vorgefundenen Sprache, jeder Film muss Anleihen bei anderen machen und jede Software besteht aus Codes, die zuvor irgendwo erlernt wurden.
Doch was bedeutet das für die Frage, die unmittelbar damit zusammenhängt, die Frage nach der Seinsform des Individuums. Das geschlossene Individuum, das abseits von der Welt sich Ideen erdenkt, ist hinfällig. Es wird zur Illusion des Bürgerlichen, die es gern so sehen wollte, um seinen Idealismus, aber auch um seine Privilegien zu sichern, sei es über Patente oder über Urheberrecht. Was bleibt ist das offene Individuum, das nur ein Bereich in einer möglichen Welt der Ideen ist, ein Bereich der ausfranst und sich mit anderen überschneidet, dessen Form unbeschreiblich bleibt.
Was bleibt also anderes übrig, als dem unabhängigen, abgeschlossenen Individuum sein Ende zu bescheinigen? Mit diesem Erkenntnis gilt es, sich von der moralischen Schranke zu befreien und mit dem Hinweis, dass letztlich alles eine Kopie ist, die Bevormundung des geistigen Eigentums zu durchbrechen.
Ob man von Software redet, von Büchern, Filmen oder von Ideen, überall scheinen Urheberrechte im Spiel, überall ist eine finanzkräftige Industrie zu finden, die ihre Rechte verteidigt. Gegen „Raubkopierer“ oder Leute, welche die Ideen, die sie vorfinden, einfach weiterentwickeln wollen.
Doch auf welcher Grundlage handeln sie? Auf einer gesetzlichen. Doch aus welchen Ideen sind diese Gesetz entstanden?
Alles findet seine Wurzel in der Idee, es gebe ein geistiges Eigentum. Eine Form von Eigentum, die eigentlich sehr flüchtig, nicht fassbar ist. In der juristischen Praxis wird etwas geistiges aber fixiert, denn ein Eigentum ist notwendigerweise fixiert, es ist gebunden an eine (juristische) Person.
Woher kommt der Gedanke, dass man einer Idee Besitz, ja, Eigentum erwerben kann? Der Ausgangspunkt ist das geschlossene Individuum, das selbstständig Ideen entwickelt, ja Originalität besitzt. Es kann also Dinge erschaffen, die original sind, die seiner kreativen Leistung bedingen.
Hier genau aber ist der Knackpunkt: Gibt es so etwas wie Originalität? Gibt es ein geschlossenes Individuum? Eigentlich wäre es sinnvoll, der Frage nach der Seinsform des Individuums zuerst nachzugehen, da es anscheinend die Ursache der Originalität ist.
Wenn man daran glaubt, dass es ein geistiges Eigentum gibt, so muss die berechtigte Frage gestellt werden, wie man darauf kommt, dass das Erdachte auch wirklich auf eigener Leistung beruht. Die Antwort würde mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nach lauten, dass man so etwas wie das Erdachte nirgendwo anders sehen würde. In der Tat, bestimmte Dinge scheinen unverwechselbar, zum Beispiel der Computer an dem ich hier grad schreibe. Ist das nicht etwa eine einmalige Idee, eine Maschine, mit der man schreiben, rechnen, inzwischen sogar Musik hören und vieles mehr machen kann?
Aber ab wann ist etwas einzigartig und deshalb mein geistiges Eigentum? Wenn ich meinem Computer mit einem Stift einen roten Punkt verpasse, ist er dann geistig mein Eigentum? Allerhöchstens die Idee, einen roten Punkt zu machen, könnte ich mein Eigentum nennen. Ich habe also nur etwas Bestehendes verändert.
Aber woher kommt mein Einfall, einen roten Punkt zu machen? Ich weiß es nicht. Wenn ich es wüsste, wüsste ich auch die Inspiration, woher ich diese Idee habe. Da ich es aber nicht weiß, hat der kreative Prozess nicht in meinem Bewusstsein stattgefunden – die Idee kam über mich. Kann ich etwas, das über mich kommt, als mein geistiges Eigentum bezeichnen?
Das würde ich bestreiten. Es war also nicht original ich, der die Idee hatte. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit habe ich die Idee aus anderen Dingen kombiniert, die ich kannte. Sowie der Computer auf eine lange, unendliche Geschichte zurückblickt, im Laufe derer er irgendwann einmal einen Namen bekommen hat. Einen Erfinder gibt es trotzdem nicht. Genauso verhält es sich mit Büchern, Filmen und Software, die in letzter Zeit vermehrt unter Urheberrecht debattiert werden. Jedes Buch speist sich aus bereits vorgefundenen Sprache, jeder Film muss Anleihen bei anderen machen und jede Software besteht aus Codes, die zuvor irgendwo erlernt wurden.
Doch was bedeutet das für die Frage, die unmittelbar damit zusammenhängt, die Frage nach der Seinsform des Individuums. Das geschlossene Individuum, das abseits von der Welt sich Ideen erdenkt, ist hinfällig. Es wird zur Illusion des Bürgerlichen, die es gern so sehen wollte, um seinen Idealismus, aber auch um seine Privilegien zu sichern, sei es über Patente oder über Urheberrecht. Was bleibt ist das offene Individuum, das nur ein Bereich in einer möglichen Welt der Ideen ist, ein Bereich der ausfranst und sich mit anderen überschneidet, dessen Form unbeschreiblich bleibt.
Was bleibt also anderes übrig, als dem unabhängigen, abgeschlossenen Individuum sein Ende zu bescheinigen? Mit diesem Erkenntnis gilt es, sich von der moralischen Schranke zu befreien und mit dem Hinweis, dass letztlich alles eine Kopie ist, die Bevormundung des geistigen Eigentums zu durchbrechen.
wose - 30. Dez, 00:19
3 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Hornest - 4. Jan, 13:07
Philosophisch
Da zahlt sich das Studium also schon richtig aus bei dir. Du kannst schon einen schwer verständlichen grundsatztext schreiben ;P
Ich stimme dir von der Idee her zu. Doch, da wir momentan noch in einer kapitalistischen Aasgeiergesellschaft leben, halte ich den gesetzlichen schutz von dem, was man geistiges eigentum nennen könnte für sinnvoll. Der größte streitpunkt ist dann wohl der des plagiats. Bei welcher ähnlichkeit mit anderen schöpfungen ist ein geistiges objekt eine kreative eigenleistung? Diese frage wird dann wohl in einzelfällen entschieden werden müssen.
Aber wo die materiellen interessen sind, da ist auch der streit nicht fern. Sei es nun geistiges, oder irgend ein anderes eigentum.
Erstmal pragmatisch bleiben, bevor man abhebt (das kann man immernoch später, wenns spaß macht)
Ich stimme dir von der Idee her zu. Doch, da wir momentan noch in einer kapitalistischen Aasgeiergesellschaft leben, halte ich den gesetzlichen schutz von dem, was man geistiges eigentum nennen könnte für sinnvoll. Der größte streitpunkt ist dann wohl der des plagiats. Bei welcher ähnlichkeit mit anderen schöpfungen ist ein geistiges objekt eine kreative eigenleistung? Diese frage wird dann wohl in einzelfällen entschieden werden müssen.
Aber wo die materiellen interessen sind, da ist auch der streit nicht fern. Sei es nun geistiges, oder irgend ein anderes eigentum.
Erstmal pragmatisch bleiben, bevor man abhebt (das kann man immernoch später, wenns spaß macht)
wose - 18. Jan, 15:35
Kapitalismus?
Das ganze hat doch mit der Wirtschaftsform nichts zu tun... Natürlich. wenn es geistiges Eigentum gibt, kann man es vermarkten, aber die Vermarktung schränkt neue Entwicklungen und den Fortschritt ein, was wiederrum bedeutet, dass es da nicht so viel zu vermarkten lässt... Wenn es keinerleich Schutz mehr für das sogenannte "geistige Eigentum" gibt, so fällt damit auch deine Angst weg, dass irgendjemand es vermarkten könnte...
Oder sag bloß, du lässt dir in deiner Freizeit zufällig mal den Code eines neuen Superbetriebssystems einfallen, dass Microsoft dann verkaufen könnte? Selbst wenn, sie würden es einmal verkaufen und jeder könnte es kopieren... ^^
Oder sag bloß, du lässt dir in deiner Freizeit zufällig mal den Code eines neuen Superbetriebssystems einfallen, dass Microsoft dann verkaufen könnte? Selbst wenn, sie würden es einmal verkaufen und jeder könnte es kopieren... ^^
Hornest - 23. Jan, 13:18
Ich lasse mir nicht gerade neue Betriebssysteme einfallen, aber wenn ich mir vorstelle, dass mir jemand eine Idee klaut und damit einen Haufen Geld macht, würde ich mir schon verarscht vorkommen... und dagegen angehen wollen (was im Endeffekt etwas mit Kapitalismus zu tun hat).
Wenn man das geistige Eigentum an sich natürlich für nicht existent erklärt, muss man sich auch keine Gedanken mehr drum machen. Nur, wenn jemand wie ich z.B. Comics zeichnen und damit auch Geld verdienen will muss es auch geistiges Eigentum geben und ich möchte ungerne bestohlen werden (du ja auch nicht, oder?).
Ich wollte nur deine Kritik etwas kritisieren und dir nicht auf den Schlips treten, keine Sorge.
Wenn man das geistige Eigentum an sich natürlich für nicht existent erklärt, muss man sich auch keine Gedanken mehr drum machen. Nur, wenn jemand wie ich z.B. Comics zeichnen und damit auch Geld verdienen will muss es auch geistiges Eigentum geben und ich möchte ungerne bestohlen werden (du ja auch nicht, oder?).
Ich wollte nur deine Kritik etwas kritisieren und dir nicht auf den Schlips treten, keine Sorge.
Trackback URL:
https://wose.twoday.net/stories/1337687/modTrackback